Von iOS auf Android umsteigen, ein Erfahrungsbericht (Teil 3)

Bitches know 'bout my Droid

Hier schreibe ich in mehreren Episoden, wie es sich als iOS-User anfühlt, auf Android umzusteigen. Dieses Mal geht es um Notifications und die Unterschiede hierbei zu iOS.

1. Warum, Hardware und was es unter iOS nicht gibt
2. iOS-Apps und ihre besten Android-Pendants
3. Notifications, Unterschiede zu iOS
4. Was an Android nervt
5. Letzter Teil

Notifications

Ein großartiges Thema! Bei Notifications bin ich mir nicht sicher, wer hier die Nase vorn hat. Einerseits bietet Android hier durch die offene Struktur sehr viele Möglichkeiten, andererseits gibt es auch eine essentiell wichtige Option nicht, die nur iOS hat.

Doch von Anfang an. Notifications sind extrem wichtig, um überhaupt mitzubekommen, wenn mich eine Nachricht oder ein sonstiges Event erreicht hat. Allerdings kann es vorkommen, dass man (wenn man z.B. Foursquare-Checkin-Benachrichtigungen bekommt) schnell mit Notifications überhäuft wird.

Unterschiede zu iOS

iOS bietet seit der Version 5 mit dem Notification Center ein ausgefeiltes System zur Verwaltung und Darstellung der Notifications, die sich Apple meiner Meinung nach zum Teil von Android abgeschaut – und verbessert – hat. Unter iOS gibt es die Möglichkeit, neben halbwegs nicht-disruptiven Notifications (die oben erscheinen und sich dann nach einigen Sekunden wegdrehen) auch disruptive einzustellen, die man aktiv bestätigen oder wegdrücken muss. Bei WhatsApp- oder iMessage-Nachrichten ist das beispielsweise sehr sinnvoll.

Diese disruptive Variante habe ich bei Android bislang noch nicht gefunden – ich gehe mittlerweile davon aus, dass es sowas in vergleichbarer Form (noch) nicht gibt.

Genau so fehlen Notifications auf dem Lockscreen. Es ist schön, bei einer eintreffenden Benachrichtigung nur einen kurzen Blick aufs Telefon werfen zu müssen, wenn es neben einem auf dem Schreibtisch liegt. Ich will nicht jedesmal die Notification-Leiste von oben runterziehen müssen. Das ist ein gewaltiger Minuspunkt. iOS hat das hier schon sehr gut gelöst und man hat alles im Blick, wenn man den Bildschirm anschaltet: Telefon an – sehen, was es neues gibt – Telefon aus.

Zwar befinden sich, was super ist, die letzten paar Notifications als Icons in der Statusleiste oben, aber man übersieht sie relativ einfach. Mir sind bei Android schon einige wichtige Nachrichten durch die Lappen gegangen, weil ich die Vibration nicht gemerkt habe und später die Notification auf dem Bildschirm nicht auffällig genug war.

Ich weiß, dass es ein paar Apps gibt, die versuchen, Notifications im Lockscreen anzubieten, aber die sind alle (noch) scheiße. Entweder hässlich oder es steht da nur “1 neue Mail”. Aber nicht von wem, oder was drinsteht, und das ist ja dann auch sinnlos.

Lockscreen-Notification durch irgendein obskures Widget. Wenig Details und eher unansehnlich.

Lockscreen-Notification durch irgendein obskures Widget. Wenig Details und eher unansehnlich.

Deshalb wünsche ich mir von der nächsten Android-Version: detaillierte Lockscreen-Notifications und disruptive Benachrichtigungen. Und das alles einstellbar in einem … Notification Center.

LEDs, Vibrationsmuster, eigene Töne

Nun zu den guten Seiten:

Der Notification-Screen unter Android, den man wie beim iPhone von oben nach unten aufzieht, ist ziemlich gut und fühlt sich in der Benutzung besser an als der von iOS. Man hat auch die Möglichkeit, Widgets wie “Settings Extended” hereinzuladen. Unter Android ist es so, dass Notifications nach Apps gruppiert werden. Hat man beispielsweise drei Mails bekommen, steht erstmal im Notification-Screen “3 new mails”. Jetzt kann man allerdings diesen Punkt nach unten aufziehen und sieht dann, von wem diese Mails sind.

Notification-Screen mit zwei neuen Mails auf unterschiedlichen Accounts. Die werden hier nicht zusammengefasst.

Notification-Screen mit zwei neuen Mails auf unterschiedlichen Accounts. Die werden hier nicht zusammengefasst.

Fast jedes Android-Telefon bietet eine Notification-LED, die durch unterschiedliche Farben und Blinkfrequenzen auch unterschiedliche Arten von Notifications darstellen kann. Oft kann man schon direkt in der eigentlichen App die LED-Farbe einstellen. Mit der App Light Flow hat man aber die Möglichkeit, sich ein zentrales Notification-Schaltpult anzulegen.

Ich habe Light Flow bei mir beispielsweise so eingestellt, dass die LED bei neuen Events in folgenden Farben blinkt:

Weiß: Private E-Mail
Orange: Elbdudler-E-Mail
Blau: Facebook
Hellblau: Twitter
Grün: Neue Nachrichten (WhatsApp, SMS)
Rot: Entgangener Anruf
Braun: Instagram

In Light Flow kann man so allerhand einstellen.

In Light Flow kann man so allerhand einstellen.

Mit Light Flow kann man übrigens nicht nur für jedes Event unterschiedliche LED-Farben vergeben, sondern auch unterschiedliche Alarmtöne und Vibrationsmuster. Das ist eine tolle Ergänzung und ein mächtiges Werkzeug. Wenn man mal eine Stunde Zeit hat, kann man sich seine Notifications so konfigurieren, wie man es gerne hätte. Bei jedem Twitter-Fav ein Super-Mario-Sternensound, kein Problem (glaube ich).

Teilt mit mir eure besten Vibrationsmuster! Schade, dass es dafür noch keine Website gibt.

Teilt mit mir eure besten Vibrationsmuster! Schade, dass es dafür noch keine Website gibt.

Was das für einen Nutzen hat, weiß ich selbst noch nicht so genau. Ich schalte jedenfalls jedes Mal, wenn was reinkommt, den Bildschirm an und sehe nach, von wem die Mail ist oder wer mir für was den Fav gegeben hat.

Ich könnte mir allerdings vorstellen, dass es in Situationen, in denen man nicht ständig auf sein Telefon glotzen kann, ganz praktisch sein kann. Ich saß schon des öfteren mit dem vibrierenden iPhone in Meetings und konnte es kaum erwarten, zu wissen, was diese Notifications sind. Und dann waren es nur irgendwelche Newsletter statt einer wichtigen Nachricht der Freundin.

Trotzdem – ich glaube, iOS belegt trotz all seiner Nachteile hier für mich noch den ersten Platz. Ich brauche einfach Lockscreen-Notifications.

Bisweilen bin ich jedoch mit den Möglichkeiten, die Light Flow bietet, ganz zufrieden. Das ist für mich jedoch eine Funktion, die ins System gehört und nicht nur von irgendwelchen Apps bedient werden sollte.

The app was not found in the store. 🙁
The app was not found in the store. 🙁

12 Kommentare

  1. Was mich auch tierisch nervt ist die niedrige LED-Puls-Frequenz (ohne Lightflow). Ich habe das Telefon vor mir auf dem Schreibtisch liegen und halte immer irgendwelche Lichtreflexe fuer Notifications. Dann schaue ich hin, und muss erstmal drei Sekunden warten bevor die LED wieder aufwabert. Ich vertraue Lightflow als externer App allerdings nicht, dass keine Notifications verschluckt werden (oder ich irgendwas kaputtkonfiguriere) 🙁

  2. Disruptive Notifications gibt es in der Tat, WhatsApp macht es, ChompSMS konnte es auch (benutzte ich aber nur bis 2.x).

  3. Wieder ein sehr interessanter Beitrag für mich als absolut inkompetenten iPhone Nutzer in Sachen Android.
    Vibrationsmuster kann man seit iOS 6 auch selbst bestimmen und speziellen Fällen zuweisen. Auch die LED des Blitzes kann man leuchten lassen, allerdings nicht so umfangreich, wie mit Light Flow. Beides habe ich jedoch noch nicht intensiv genutzt. Vielleicht ist es also nur eine Spielerei.

  4. Schöne Reihe, danke 🙂 Ich bin von BlackBerry (bold) über das iPhone 3G zu einem Android HTC Desire HD gekommen, das jetzt Anfang Januar auch durch ein Nexus 4 ersetzt worden ist. Hab also jetzt gerade nicht den harten Cut von iOS auf Android, aber immerhin den Sprung von ANdroid 2.3 auf 4.2.

    Warum ich das aufzähle? Eine ganz großartige Neuerung in Android 4.irgendwas ist, dass Notifications Aktionen haben können. Mein Twitter Client Plume bietet mir bei Erwähnungen zum Beispiel direkt in der Notification eine Möglichkeit zum Antworten an. Das hatte ich so auch noch nie gesehen, sehr cool!

    Bin gespannt auf Deine weiteren Berichte. Und Grüße ans Pony.

    Cheers,
    Toby

  5. Habe auch vom iPhone zum Nexus gewechselt und bin auch sehr angetan bzw. sogar soweit das mein iPhone bereits verkauft ist. Was mir aktuell noch fehlt ist ein ordentlicher Mail Client. Also irgendwas was IMAP ordentlich kann und nicht total schrecklich aussieht. Hast du oder gerne auch einer der Leser hier eine. Tipp? K9 finde ich zB. kann alles sieht aber aus als hätte man beim Design nicht allzu viel Zeit investiert.

  6. Nur eine ganz kurze Frage:
    Wie hast du die Prozentanzeige in der linken, oberen Ecke erhalten? App/Widget? Root?

    Finde nur hässliche Apps/Widgets bzw. Akkusauger.

  7. Pingback: Von iOS auf Android umsteigen, ein Erfahrungsbericht (Teil 2) | Carsten Wolfram

  8. Pingback: Von iOS auf Android umsteigen, ein Erfahrungsbericht (Teil 1) | Carsten Wolfram

  9. Was mich wundert ist, dass sich bisher niemand das meiner Meinung nach schlicht geniale Notification-System von WebOS abgeguckt hat. Die Notifications dort sind dezent, unterbrechen einen nicht in der Arbeit und sie werden auf dem Lockscreen dargestellt. Das einzige was mir dort fehlt ist die Möglichkeit sich vergangene Benachrichtigungen erneut ansehen zu können.

  10. Pingback: Von iOS auf Android umsteigen, ein Erfahrungsbericht (letzter Teil) | Carsten Wolfram

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